22. April 2024

Das Chak-e-Wardak Hospital in Afghanistan

Seit langem unterstützen HIM und HIM-Freunde das Chak-Hospital in Afghanistan. Wie geht es dem Krankenhaus heute? Wie sehr leiden die Mitarbeiter unter der Taliban-Regierung? Zur aktuellen Situation haben wir beim deutschen Schatzmeister des Projektes Dr. Stefan Küchenhoff angefragt.
Zur Erinnerung: In einem Land, in dem die Kinder- und Müttersterblichkeit weltweit mit am höchsten liegen, Frauenrechte kaum noch existieren und Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung eine Seltenheit sind, ist das Chak-e-Wardak Hospital seit 1989 ein Ort der Hoffnung. Unser Krankenhaus liegt in einem etwa 65 km von der Hauptstadt Kabul entfernten Tal und hat sich zu einer für die Provinz unentbehrlichen Einrichtung entwickelt. Im Hospital werden alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Einkommen und politischer Gesinnung behandelt. Gegründet und aufgebaut von der deutschen OP-Schwester Karla Schefter, hat das Krankenhaus alle Kriege und Umbrüche der letzten drei Jahrzehnte gut überstanden. Im Krankenhaus arbeiten nur Afghanen, manche schon seit 10 oder 20 Jahren. Die Kinder des Personals, Jungen wie auch Mädchen, erhalten in der kleinen Krankenhausschule Unterricht. Von Auflagen der Taliban bleibt das Hospital weitgehend verschont, denn es wird ohne staatliche Unterstützung ausschließlich durch Spenden betrieben. Und die Taliban hätten „schon verstanden, dass wir auch die Mittel kürzen oder die Unterstützung ganz einstellen, wenn wir zu viele Auflagen bekommen“, schreibt Stefan Küchenhoff. Hier sein Bericht:

Wie Sie den Medien entnehmen können, werden in Afghanistan zunehmend strengere Regularien umgesetzt. Das betrifft vor allem die Rechte der Frauen. Es mag auf den ersten Blick nicht so schlimm erscheinen, aber die Schließung der Kosmetik- und Friseursalons in Afghanistan ist gravierend: Sie bedeutet die Schließung der einzigen bis dahin verbliebenen „öffentlichen“ Treffpunkte für Frauen. Wir sind erleichtert, dass die Frauen zu unserem Hospital nach wie vor uneingeschränkt Zugang haben. Monat für Monat behandeln wir zwischen 2300 bis 3100 Frauen (ambulant und stationär). Die Zahlen schwanken, weisen aber eine steigende Tendenz auf. Entsprechend der zunehmend stärkeren Einflussnahme durch die Taliban in Afghanistan, gab es auch im Chak-e-Wardak Hospital das Ansinnen der Umstrukturierung. Überörtliche Taliban wollten einen ihrer Leute im Direktorium unseres Hospitals einsetzen. Karla Schefter blieb in ihrer Ablehnung strikt: „Das braucht es nicht! Wir versorgen seit über 30 Jahre die Einwohner der Provinz Wardak – gut und zuverlässig. Ich sehe keine Notwendigkeit!“ Inzwischen ist die Weiterführung des Hospitals in seinen bestehenden Organisationsstrukturen besiegelt: Unser Schatzmeister Dr. Stefan Küchenhoff vereinbarte auf seiner Afghanistanreise im Oktober 2023 gemeinsam mit dem Gesundheitsminister Afghanistans ein „Memorandum of Understanding“, um die zukünftige Zusammenarbeit zu regeln. Das Krankenhaus wird wie bisher weitergeführt. Die stationären Patienten erhalten zwei Mal pro Woche auch Fleisch. Die Gebühren für Untersuchungen werden gesenkt. Die erhobenen Beiträge sind keine kostendeckende Bezahlung, sondern lediglich eine kleine Schutz- bzw. „Erziehungsgebühr“, um Missbrauch vorzubeugen.
Das Chak-e-Wardak Hospital ist für viele Menschen die einzige Chance auf Gesundheitsversorgung, nachdem die meisten Hilfsorganisationen das Land verlassen haben. In jeder Familie der Region gibt es Familienmitglieder, die in unserem Hospital schon medizinische Hilfe erhalten haben.

Medizinische Versorgung und Entwicklungen in Chak
In unserem Krankenhaus in Chak werden jedes Jahr circa 70.000 Patienten behandelt, davon rund 10.000 stationär. Der Anteil der Frauen und Kinder beträgt dabei 75 %. Häufige Erkrankungen sind Gastroenteritiden, Atemwegserkrankungen und Verletzungen. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Gynäkologie und Geburtshilfe. Aktuell werden nur 15 % aller Geburten in Afghanistan von ausgebildetem medizinischem Personal begleitet. Jährlich werden über 1000 neurologische Patient*innen in Chak behandelt, vor allem mit epileptischen Anfällen und Kopfschmerzen / Migräne.
Für die über 500.000 Einwohner*innen der Provinz Wardak ist das Chak-e-Wardak-Hospital mit seinen 60 Betten und den unterschiedlichen Fachbereichen zur ambulanten Versorgung nach wie vor das einzige voll ausgestattete Krankenhaus in der Umgebung. Die stationäre Behandlung ist dabei kostenlos, da sich die einfache Bevölkerung eine solche nicht leisten könnte, und wird über Spendengelder aus Deutschland finanziert.
Wir versuchen auch die örtlichen Bevölkerung in Chak zu unterstützen und haben im Jahr 2023 einen Brunnen im Dorf gebaut. Damit wird die Wasserversorgung der Bevölkerung erheblich verbessert.
Zudem werden wir bis Juni 2024 eine Solaranlage beim Krankenhaus installieren und damit die Stromversorgung verbessern und unabhängiger von den sich bisher im Einsatz befindlichen Dieselgeneratoren zu machen.
Unterstützung
In den letzten 5 Jahren lagen die laufenden Kosten bei etwa 600.000 Euro pro Jahr. Das aktuelle Spendenaufkommen reicht, um die bis zu 70.000 Patient*innen jährlich zu versorgen. Die Spenden dienen im Wesentlichen dazu, die Patientenversorgung im ambulanten und stationären Bereich zu gewährleisten und so den laufenden Betrieb zu garantieren, Gehälter zu zahlen und das Krankenhaus in Stand zu halten.

Wir erhalten keinerlei finanzielle Unterstützung von Regierungen oder anderen Hilfsorganisationen, sondern finanzieren das Krankenhaus ausschließlich durch Ihre Spenden.
Unterstützen Sie unsere humanitäre Arbeit für die Menschen in Afghanistan! Ihre Spende kommt bei unseren Patientinnen und Patienten auf direktem Wege an.

Spendenkonto:
Sparkasse Dortmund
IBAN DE70 4405 0199 0181 0000 90
BIC DORTDE33