HIM AKTUELL | Unzensierte Nachrichten für Iran und Russland: Computerspiel Minecraft von Reporter ohne Grenzen

Mit dem Computerspiel Minecraft erweitert die Organisation Reporter ohne Grenzen jetzt ihr Angebot, Informationen unzensiert im Iran und in Russland zu veröffentlichen. Schon vor drei Jahren hat HIM die Journalisten für ihre Arbeit mit dem Hamburger Preis für Menschenrechte gewürdigt.

„Die Wahrheit findet ihren Weg“, unter diesem Motto stand der HIM-Preis 2019. Denn Reporter ohne Grenzen haben einen Weg gefunden, Nachrichten in Länder zu bringen, denen ein freier Zugang zu Informationen verwehrt wird. In vielen autoritären Ländern werden soziale Medien geblockt, um den Austausch von Texten, Fotos, Videos und unliebsamen Meinungen zu verhindern.

Mit dem Computerspiel Minecraft haben Reporter ohne Grenzen ein Schlupfloch geschaffen, denn sie verstecken darin die Uncensored Library, ein virtuelles Gebäude, das frei zugänglich ist und in deren Räumen die Nutzer Texte aus verschiedenen Ländern lesen können, auch wenn andere Plattformen von deren Regierungen gesperrt wurden.

Schon 2001 ernannten Reporter ohne Grenzen den 12. März zum Tag der Internetzensur. Vor drei Jahren starteten sie das Projekt Uncensored Library mit 22 Nachrichtenkanälen u.a. mit Texten für China und Saudi Arabien. Aufgrund der aktuellen Ereignisse nahm das Team den 12. März dieses Jahres zum Anlass, das Angebot innerhalb des Computerspiels zu erweitern und weitere Räume für Russland und den Iran zu schaffen.

Aus Russland werden ab sofort Texte des Onlinemediums Ljudi Baikala zu lesen sein, das im Februar 2020 gegründet wurde und vor allem aus Baikal-Sibirien berichtet, einer ländlichen Region, die praktisch abgeschnitten von Informationen ist. Insbesondere wurde das Medium bekannt, weil es über die im Ukrainekrieg gefallenen Soldaten und ihre Beerdigungen berichtete, und damit zeigte, dass Russland viele Soldaten aus diesen ärmsten Regionen des Landes rekrutiert.

Aus Iran sind auf Minecraft Texte des Senders Iran International zu lesen, einem regierungskritischen Medium, das auch über die Situation von Frauen und Homosexuellen berichtet. Nach Drohungen des iranischen Regimes musste der Sender seinen Sitz von London nach Washington verlegen.

Mehr als 20 Jahre nach seiner Einführung zeigt der Tag der Internetzensur, wie aktuell der Kampf um Meinungs- und Pressefreiheit noch heute ist. Auf der anderen Seite demonstriert die Uncensored Library, welche Möglichkeiten das Internet inzwischen bietet, sich dieser Zensur zu widersetzen.